#2 Maren, warum gibt es nicht mehr Frauen im Handwerk?
Shownotes
Bau- und Ausbauberufe sind nach wie vor männerdominiert. Ein Beispiel? Im Beruf der Maurer und Betonbauer kamen in 2022 auf 9.261 männliche Auszubildende gerade einmal 198 weibliche. Warum ist das so? Und was können Handwerksbetriebe tun, um für Frauen attraktiver zu werden? Darüber spricht Ralf Moeller in der zweiten Folge von "Motivation Handwerk verstehen" mit Maren Kogge, Kirchenmalermeisterin und Miss Handwerk 2023.
Die 35-Jährige aus dem Landkreis Rosenheim weiß, wo Handwerksbetriebe ansetzen müssen, um für weibliche Bewerber interessant zu werden. Mit ihrer Initiative "Buntes Handwerk" engagiert sie sich für Vielfalt, Toleranz und Diversität im Handwerk. Maren Kogge selbst hatte es schwer, im Handwerk Fuß zu fassen. Sie kassierte Absagen wegen ihres Geschlechts und muss sich auch heute noch als Geschäftsführerin eines Malermeisterbetriebs mit Kunden herumschlagen, die sie für eine Praktikantin halten. Im Podcast vertraut sie Ralf Moeller auch die schlimmste Situation an, die sie als Frau im Beruf erlebt hat.
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Max Herrmannsdörfer: Ja, es passiert mir schon wöchentlich, dass ich immer noch gefragt werde, und Sie, machen Sie hier ein Praktikum? Nein. Ja. Oder einer hat mal gesagt, so mit dem Blick auf die Mitarbeiter in meiner Runde, sagt es so toll und sie darf hier schon richtig mitarbeiten. Dann sage ich, ich bin die Chefin. Schauspieler und Mr. Universe. Er möchte verstehen, wieso nicht mehr Menschen eine Ausbildung im Handwerk machen. In diesem Podcast spricht er mit Gästen aus dem Handwerk über ihre Motivation, das Imageproblem und über Lösungsansätze. Heute zu Gast Maren Kogge, Kirchenmalermeisterin und Miss Handwerk 2023. Viel Spaß mit Motivation, Handwerk verstehen. Ja. Liebe Maren, toll. Miss Handwerk, wann war das? 2023. Miss Handwerk war das, ne? Hier ist der Mister Universum, allerdings von 1986. Ja, aber Hammer, dass wir zwar hier sitzen. Wir sitzen hier mit unseren Sachen. Und das Thema, was wir haben heute ist, warum gibt es nicht mehr Frauen im Handwerk? Da kommen wir gleich noch zu. Bevor du deine Geschichte Vorträgst, dann Lebenslauf so ein bisschen. Habe ich noch fünf Fragen. Entweder oder Fragen sind das, so ein bisschen zum Aufwärmen. Die erste ist hessischer Handkäs oder bayerische Weißwurst? Auf jeden Fall der Handkäs mit Musik. Mit Musik. Ganz klar, das ist doch Heimatgefühl für mich. Toll, toll. Zwei. Lieber Kirchtürme restaurieren oder Wohnräume gestalten? Ganz klar hoch hinaus auf dem Kirchturm. Ich habe jetzt letzte Woche Freitag eine Baustelle abgeschlossen und das ist für mich immer magisch, da auf 30 Metern Höhe mir den Wind die Nase wehen zu lassen. Das ist schon besonders. Und du wirst da auch nicht schwindelfrei und so. Also da hätte ich bei 30 Meter, da würde ich schon so ein bisschen, da wären die Handflächen schon ein bisschen feuchter, sage ich jetzt mal. Also bei Höhen. Ja, schwindelfrei muss man sein, ganz klar. Aber das ist einfach was ganz Besonderes, wenn man da einen tollen Ausblick hat.
Max Herrmannsdörfer: und draußen arbeiten kann an der frischen Luft. Gibt nichts Schöneres. Ja, wenn wir gleich noch drauf kommen. Das ist was fürs Handwerk, nicht für die ganzen Stubenhocker hier und Homeoffice und die ganze Nummer. Das gibt es bei dir sowieso nicht mehr an. Werkstatt oder Fernsehset? Ich mag beides sehr gerne, aber ich würde meine Werkstatt vorziehen. Ich habe nichts anderes erwartet. Lieber Stammkunden binden. oder neue Kunden gewinnen? Es ist schon richtig schön, wenn Menschen wieder auf einen zukommen und einen wieder beauftragen, weil sie einfach so zufrieden waren mit der Qualität, mit der Leistung. Und dann ist es ja irgendwie so ein Heimspiel, wieder nach Hause zu kommen. Und man hat vielleicht in dem einen Jahr die Fassade gemacht und im nächsten Jahr kommt jemand und sagt, ich habe eine Antiquität und die würde ich gerne wieder restauriert haben von dir, dann ist das total schön. Also ja, Stammkunde.
Max Herrmannsdörfer: Die letzte Frage, Kundenwunsch oder kreative Freiheit? Kreative Freiheit. Das heißt also, die kommen zu dir, die Leute, kann ich mir vorstellen und man hat ja da gar nicht so auch die Ideen. Ich wäre auch so ein Kunde wahrscheinlich und würde sagen, Mensch, ich habe da mal was gesehen und dann fängt man irgendwie an und. Aber das ist ja das Schönste, wenn du schon mit mir zu was kommst und du hast schon so einen Funken und eine Idee. Und wir können das zusammen gemeinsam weiterspinnen. Ich sehe, wie du eingerichtet bist, wie dein Interieur ausschaut, deine Vorhänge, deine Kissen. Wir finden dann die perfekte Wand für dich, die perfekte Technik. Da fühle ich mich total gerne rein und das ist meine kreative Spielwiese. Und man hat das gespürt, ist es kreativer? Hat man das schon so als Kind? Wann kommt das, wenn man malt? Also ich habe nur Strichmännchen, das hat sich bis heute künstlerisch oder so. Ich bewundere das, aber das liegt einem nicht. Wie war es bei dir? Hast du es schon von klein auf? Ich habe tatsächlich schon immer gerne gemalt und gezeichnet und ich war schon mit sieben oder acht in meinem ersten Mal Kurs, in dem nur ältere waren. Meine Eltern haben das schon immer unterstützt und gefördert und ja, habe in meinen ersten Poesiealbum immer reingeschrieben, dass ich mal Künstlerin werden möchte. Dann gebe ich dir doch mal hier von der Deutschen Handwerkszeitung. und Handwerker Radio. Das ganze Team hier hat also wirklich super gearbeitet. Ohne die hätte ich das ja alles gar nicht als Moderator machen können. Ich wäre wahrscheinlich, wenn ich hier mit dem Podcast fertig bin, hätten das angeboten bekommen. Und wer weiß, was bei dir noch kommt. Hier ist mal dein, ich sage das mal nicht lebenslaufer, aber so ein Teil davon. Und bitte. Danke dir. Mein Name ist Maren Kogge. Ich bin 35 Jahre alt und komme ursprünglich aus dem hessischen Gelnhausen. Schon in meiner Schulzeit war mir klar, dass ich später etwas handwerkliches und kreatives machen möchte. Nach dem Abitur habe ich verschiedene Praktika als Steinmetzin, Porzellanmalerin, Holzbildhauerin, Bühnenmalerin und Bühnenplastikerin absolviert. Über einen Tipp bin ich dann auf den Beruf der Kirchenmalerin aufmerksam geworden. Und da wollte ich kurz wissen, wie ist das, was ist für dich das Schönste an einem?
Max Herrmannsdörfer: Wie kommt man auf die Kirchenmalerei? Du hast ja gerade gehört, ich habe mich auch als Bühnenmalerin, als Bühnenplastikerin beworben und das Spannende für mich daran war, dass ich dachte, wie faszinierend es ist, einen Menschen zu entführen in eine Welt. Du sitzt im Theater im Publikum und du schaffst dort Illusionen. Und deshalb war ich erstmal so mit dem Theater behaftet und als das nicht geklappt hat, weil auf einen Platz kommen bis zu 150 BewerberInnen, habe ich dann geguckt, was gibt es denn für Berufe, die artverwandt sind. Und auch als Kirchenmalerin schaffen wir ja Illusionen. Wir lassen Säulen so wirken, als wären sie aus Stein und mammurieren sie. Altäre, so als wären sie aus Holz oder Kirchenbänke, maserieren sie nach und machen Holzimitationen oder Gewölbe mit Prokarmalerei, sodass es ausschaut, als wäre Stoff gespannt. Als du dann mit Kirchen angefangen, da warst du schon mehr oder weniger eine Expertin oder konntest den Arbeiten zeigen, diesen Job zu bekommen bei der Kirche dann eben. Ich meine, wenn man so an Restorationen und wie kriegt man die dann? Also ich musste auch 20, 25 Arbeitsproben einreichen, eingeladen zu werden für ein Praktikum. Und ich habe ganz bei Null begonnen. Also wenn du ein neues Handwerk erlernst, war meine Vorstellung eine ganz andere als die, wie die Realität ausschaut. Weil es ist natürlich, es hat grobe Seiten, dass wir natürlich auch selber eine Handputzmischung anmachen aus Marmormehl, Quarzsand und Kalk. Und dann ist das grob und dann verputzen wir und kratzen Wände ab und es ist grob und dreckig, aber auch richtig toll. Und dann hat es diese ganz feinen Züge. Das heißt, du darfst nicht nur grob motorisch sein, sondern ganz detailverliebt, wenn wir Vergoldungen machen, ein Gesicht nachfassen oder ja. Also wie du das beschreibst, dann ist, da kann ich nur sagen, weil in diesem Podcast geht es ja darum, Aufmerksamkeit für das Handwerk zu schaffen und zu zeigen, wie toll und sinnvoll die verschiedenen Handwerksberufe sind. Unsere heutige Kernfrage ist, warum gibt es nicht mehr Frauen im Handwerk? Wie erklärst du das? Wie lautet da deine Antwort? Also eine eindeutige Antwort darauf zu haben, ist echt schwierig. Ich habe selber gemerkt, ich habe es ja auch gesagt, ich habe mich als Steinmetzchen beworben und ich habe nur Absagen bekommen. Ich habe dann mal hinterhergerufen und habe gefragt, an was liegt es? Und dann haben die gesagt, ja, das stimmt, wir schreiben unsere Stellen auch für Frauen aus, aber wir stellen keine ein. Und ich meine, es ist jetzt über zwölf Jahre her.
Max Herrmannsdörfer: Ich glaube, das würde heute keiner mehr am Telefon sich trauen zu sagen. Ich sage an was liegt das? Dann sagt er ja, man sieht das schon auf dem Bild, was ich eingereicht habe, also auf dem Foto, dass ich zu schwach dafür wäre, dass ich das körperlich nicht leisten kann. Hör auf. Und da habe ich gesagt, ich finde es schade, dass ihr mir nicht mal eine Chance gebt und mich nicht mal einladet. Also ich glaube, oftmals werden einfach auch Eigenschaften Frauen zugeordnet. Und mittlerweile gibt es so viele Möglichkeiten, einfacher zu heben, sich Sachen zu vereinfachen. Und ja, ich finde es schade, dass einfach nicht mehr Frauen eine Chance gegeben wird. Es gibt so viel Potenzial da draußen und ich verstehe nicht, warum das einfach liegen gelassen wird. Das ist interessant, diese Vorurteile. Das war immer das, was mich auch immer beschäftigt hat. Ich hatte damals mit Ursula von der Leyen ein Programm, Starke Typen. Da sind wir an Hauptschulen gegangen am Anfang. Ich habe das nachher später fortgesetzt, noch über viele Jahre. Schülern und Schülerinnen von Hauptschulen die Möglichkeit zu geben, ein Praktikum zu absolvieren. Also dann sind wir vormittags in die Schulen, dann haben die Schüler und Schülerinnen sich vorgestellt und die Unternehmer saßen da vorne in der ersten Reihe, haben schön zugehört und haben dann auch eben aufgrund dessen, sagten die Menschen, das sind ja tolle Kids, auch wenn die jetzt nicht vorm Abitur stehen, aber dem gebe ich jetzt mal die Chance, ein Praktikumplatz zu machen. Und das war auch für mich sehr wichtig, eben halt auch, ich habe selbst zwei Töchter, eine ist 26, die andere 33. Die jüngere, die hat schon auch immer früh gearbeitet in den Bereichen mit 14, 15, also Jobs, als Pizza verkauft, bei Starbucks war die. Also deshalb ist es toll, dass sich da in der Hinsicht auch schon viel gestreckt hat. Ich habe auch selbst mal die Handwerksmädchen. dort besucht. Die Handwerksschwestern, ich habe es gesehen auf Instagram. Hast du gesehen, die kommen im mittleren Betrieb, also älterlichen Betrieb, so 40 Mitarbeiter, glaube ich, haben die und selbst sind die am Ball, 24 und 26 Jahre, also in der Ägde. Und die sind dann da, taff zur Sache und die sagen toll, ich habe studiert, aber wir haben gleichzeitig das Handwerk da erlernt. Und das ist immer was Schönes. Wenn man mal, ich sage auch immer, das Handwerk hat golden Boden.
Max Herrmannsdörfer: Und in den 60ern und 70ern, das ist weit vorher von dir gewesen, aber in den 70er und 80er Jahren erinnere ich mich, dass da wurde mehr von Handwerk gesprochen. Da gab es für den Schüler auch für den mittleren Reifer, die haben dann gleich gesagt, ich werde Elektriker, die sind mehr ins Handwerk reingegangen, meiner Meinung nach, früher, als dass es heute der Fall ist. Ich glaube, es braucht einfach viel mehr Role Models, weibliche, dass sich junge Mädchen, Frauen angesprochen fühlen und dass man da einfach so als Vorbild vorangeht, dass auch der Grum... warum ich überhaupt Instagram mache. Wie gehst du denn persönlich mit diskriminierenden Kommentaren sag ich jetzt mal. Erzähl ich dir gleich. Ich muss ja noch weiter hier in meinem Text. Pass auf. So spannend mit dir da schon, dass ich so vorab da alles immer dran komme. Pass auf. Erzähl jetzt erstmal. In einem Handwerksbetrieb in Oberbayern habe ich die Ausbildung zu Maler und Lackiererin im Fachbereich Kirchenmalerei und Denkmalpflege gemacht. Von 2016 bis 2017 habe ich in München die Meisterschule besucht und abgeschlossen. Seitdem darf ich mich Kirchenmalermeisterin nennen. Nach der Meisterausbildung habe ich den Malermeisterbetrieb Kain & Kogel in Amerang im Landkreis Rosenheim gegründet. In unserem dreiköpfigen Team kümmern wir uns unter anderem Raumgestaltung, Restaurierung und Kirchenmalerei. 2023 wurde ich bei der Internationalen Handwerksmesse in München zu Misshandwerk 2023 gewählt. Als Botschafterin des Handwerks möchte ich mich für Vielfalt, Toleranz und Diversität im Handwerk einsetzen. Im vergangenen Jahr habe ich die Initiative Buntes Handwerk gegründet, bei der sich bereits hunderte Menschen aus verschiedenen Branchen des Handwerks engagieren. Alle Hände fürs Handwerk, so lautet unser Motto. Gemeinsam mit anderen Handwerkenden war ich im vergangenen Herbst für zehn Tage in Ruanda. Dort haben wir mit Einheimischen ein Kinder - und Jugendzentrum für eine dort lebende Community renoviert und umgebaut. Diese Erfahrung hat mir einmal mehr gezeigt, warum es sich lohnt, einen Job im Handwerk zu machen. Meine Leidenschaft für Kreativität und Gestaltung hat mich sogar schon ins Fernsehen gebracht. Als Expertin bin ich regelmäßig bei Guidos Deko Queen auf Vox zu sehen. Ja, der macht das ganz toll, Herr Guido, auf jeden Fall. Also, ich sehe da auch sehr erfolgreich. Wie kommt man dazu? Also, das war so, mich hat eine Casting -Agentur angeschrieben und hat gesagt, hättest du da nicht Lust drauf? Ich habe gesagt, also so Trash -TV mache ich auf gar keinen Fall.
Max Herrmannsdörfer: Ich habe mir das Format angeschaut und habe gesehen, okay, ... ... ich meine, Guido ist ein toller Typ, ... es gibt immer wechselnde Wochen -Mottos ... und es geht darum, ... die Kandidaten, Kandidatinnen dort ... ... handwerklich zu unterstützen. Das heißt, ich bin auch vor der Kamera, ... ... unterstütze die mit Tipps und Tricks ... und helfe denen sozusagen, ... den Wochen -Sieg nach Hause zu holen. Und ... der Grund, warum ich gesagt habe, ... ich unterschreibe da und ich mache das Format, ... ... war, dass ich gesagt habe, ... ... genau das war es, was mir gefehlt hat. Also, wenn ich halt in Kinderbücher geschaut habe, ... oder in den Freundeskreis meiner Eltern oder meine Eltern, die beide Akademiker sind, habe ich einfach niemanden gefunden, der die Vorbildfunktion für mich gehabt hätte, weibliche Vorbilder aus dem Handwerk. Und ich dachte mir, wie cool wäre das im Nachmittagsfernsehen, wenn ich damals nach der Schule rumgesäppt hätte und hätte eine Frau in Latzhose gesehen, die selber einen Akkuschrauber bedienen kann und eine Handkreissägel. Genau, genau. Und das war der Grund, dass ich dachte, ich glaube, das könnte wirklich junge Menschen motivieren, ins Handwerk zu gehen. Und genauso ist es. Also mich schreiben wirklich ganz, ganz viele an, die sagen, durch dich traue ich mich jetzt. Ich habe mich auf ein Praktikum beworben. Interessant. Für eine Ausbildung beworben und das geht auf der Plan. Das ist cool. Und hat man so auch schon mal so, ja, weiß ich nicht, du bist ja auch am Netz und so, da kommt schon mal die Diskriminierende Sachen dann halt, da sagen die auch, wie zum Beispiel, was sind das zum Beispiel? Ja, absolut. Also natürlich im... Auf Social Media ist es wesentlich einfacher, jemanden zu diskriminieren, weil sich jemand einfach hinter einem Profil verstecken kann. Das würden die mir persönlich vielleicht gar nicht sagen. Da kriege ich natürlich oftmals verbesserte Tipps, meistens leider von Männern, die mir sagen, wie ich es anders oder besser machen kann. Oder die mir dann sagen, dass mein Platz doch hinter dem Herd besser wäre als im Handwerk. Aber ich muss dir ganz ehrlich sagen, Reif, die schlimmeren Sachen passieren mit tatsächlich eher im ... Real Life als auf Social Media, weil das kann ich für mich total irgendwie abstrahieren. Und ich muss auch sagen, ich möchte auch solche Kommentare, die lösche ich, die kommentiere ich auch gar nicht. Soll ich dir mal was Schlimmes erzählen, was mir passiert ist? Wie schockierend darf es sein? Was verträgst du? Ich vertrage es schon. Ob die Deutsche Handwerkzeitung das wird, das auch vertragen und das Radio wahrscheinlich halt auch.
Max Herrmannsdörfer: Deshalb, das ist ja das Gute. Wir versuchen es einfach mal. Komm. Ja, pass auf. Also für mich war es super schwierig, erst mal als Kirchenmalerin Fuß zu fassen, als ich dann selbstständig war, weil die meisten Betriebe sind natürlich Generationenbetriebe. Das heißt, der Vater war schon Kirchenmaler, der Urgroßvater war schon Kirchenmaler. Es ist irgendwie nicht vorgesehen gewesen, dass eine Frau Kirchenmalerin wird und sich auch noch selbstständig macht. Und vielleicht der eine oder andere würde sich heute auch im Grabe rumdrehen, wenn er sieht, dass da eine Kirchenmalerin an seinen Fresken rumfuscht. Das heißt, es war sehr schwierig für mich, mir einen Namen zu machen und überhaupt mal die Möglichkeit zu haben, für ein Projekt eingeladen zu werden. Und da geht es ja auch über ein Bieterverfahren. Das heißt, ich werde unter drei bis sechs anderen BewerberInnen eingeladen und darf dann ein Angebot abgeben. Der Wirtschaftlichste bekommt das am Ende. Und hat echt Jahre gedauert. Ich hatte da einen langen Atem. Und dann hatte ich endlich mein erstes Projekt und habe den Kirchenpfleger vor Ort getroffen. Der weist einen dann ein, wo gibt es Strom, wo gibt es Wasser? Und der sagte Frau Kogge, darf ich Ihnen eine Frage stellen? Ich habe gesagt, sicher. Und dann sagte er, sagen Sie mich interessiert brennend, behindert Sie Ihr Busen eigentlich beim Arbeiten? Und ich war fassungslos. Was fällt dir dazu ein? Also sowas hätte ich da sagen sollen. Für mich war es so, nein. Aber Schlagfertigkeit ist das, was einem später einfällt. Ich war einfach fassungslos über diese Frage. Die ist ja so weit entfernt. Ja, was ist das mit der Arbeit, mit dem alles und so weiter? Und wie hast du darauf reagiert? Ich habe es natürlich verneint. Und als ich dann nach Hause gefahren bin, habe ich erst gemerkt, wie tief mich das getroffen hat, wie emotional mich das gemacht hat. Mir sind wirklich die Tränen runtergelaufen, als ich im Auto saß. Und ich habe nur gemerkt, es ist egal, wie kompetent ich bin, wie hart ich arbeite, was ich mir für ein dickes Fell zugelegt habe. Also es interessiert nicht, wie kompetent ich bin. Es wird anhand von meinen körperlichen Merkmalen mit mir Kompetenz abgesprochen. Und ich habe natürlich so an Amazonen gedacht, die sich früher beim Bogenschießen den rechten Hosen abnehmen haben lassen, damit sie mobiler sind. Und ich habe gedacht, das würde doch nichts ändern. Ich bin da nicht eingeschränkt dadurch. Ich bin dadurch nicht mobiler. Ich komme auch überall in jede andere Ecke sonst hin. Aber es kann das Ganze noch toppen, weil ich war dann...
Max Herrmannsdörfer: in der Runde von einem Männerstammtisch mit Handwerkern und wollte dieses schockierende Erlebnis noch mit denen teilen und wollte wissen, wie reagieren die denn drauf? Und der erste sagte, na ja, aber er hat dich doch gefragt, ob er was fragen darf, warum ich denn jetzt so eschöpiert darüber reagiere. Und der nächste sagte, na ja, aber so groß ist dein Busen gar nicht. Das ist... Also das zog sich noch weiter. Zog sich noch weiter. Du haben ja auch ein bisschen dich vermittelt und vielleicht nochmal hören, wie stupid oder wie dumm das ist. Also wie siehst du denn überhaupt die Entwicklung der Frauen im Handwerk? Also zum Beispiel, was haben wir hier gerade in der Bau - und Ausbauberufung, ist ja der Frauenanteil ja immer sehr gering, ne? Ja, wir bräuchten auf jeden Fall mehr Frauen. Ende Februar war ich auf einem Flinter -Treffen. Also nur für Frauen. Wie heißt das? Flinter. Warum Flinter? Kennst du nicht den Ausdruck? Steht das F für Frauen, Lesben, interbinär, nonbinär, transgender und agender. Okay, das war also alles ein geschützter Rahmen sozusagen von Frauen für Frauen. Und das Ganze ist entstanden in den 80er Jahren, war jetzt 30 jähriges Treffen und zwar aus dem Grund, weil damals zumindest in der BRD Frauen im Bauhauptgewerbe nicht arbeiten durften. Also die konnten eine Ausbildung machen. Es liegt ja alles noch nicht so weit zurück, wenn du überlegst. 30 Jahre ist ja nichts. Und zu dem Zeitpunkt war es so, wenn du als Frau, dein Mann hatte einen Handwerksbetrieb und du, der Mann ist verstorben, dann durftest du als Ehefrau den nur für ein Jahr lang übernehmen und musstest danach aber wieder einen neuen Geschäftsführer, Inhaber suchen. Und seit 30 Jahren dürfen Frauen im Bauhauptgewerbe sich selbstständig überhaupt erst machen. Und da ist dieses Treffen entstanden, dieses Bauhandwerkerinnen -Treffen. Und es war eine total spannende Geschichte, weil es geht über eine Woche und die ersten drei, vier Tage arbeitet man an einem sozialen Projekt gemeinsam. Man hat halt einfach auch so einen Safe Space und an den anderen vier Tagen geben Frauen Workshops für Frauen. So ganz einfache Sachen wie ...
Max Herrmannsdörfer: in Kabel reparieren oder mit einer Kettensäge umgehen. Das heißt, in den 30 Jahren hat sich das immer weiter entwickelt. Genau. Und auch mehr Berufe und Sachen kamen hinzu. Genau. Und man hat dann auch, das finde ich gut, das wird dann auch klar, Presse ist da, es wird darüber berichtet auch bestimmt. Ja, da habe ich halt gemerkt, weißt du, was es geht. Es geht einfach darum, die Selbstermächtigung der Frau. Also warum war das so wichtig, dieses Treffen? Weil man halt gemerkt hat. Wenn es vielleicht im Kontext mit Männern dabei gewesen wäre, hätten die sich nicht so getraut, sich so zu entfalten, Sachen zu fragen. Auch dumme Kommentare dann auch nicht zu hören. Einmal das falsche, das hatte ihr auch da, die Sprache verschlagen. Das erlebte man immer wieder. Aber man muss ganz einfach Initiativen finden in irgendeiner Form. Ich kann gerade mal einen Nagel in die Wand schlagen und so weiter. Aber als ich zum Beispiel darüber kam, über Arbeitskleidung, die ich promotet habe, für Hans Schäfer Workwear oder das ja auch noch mache und sah dann darin natürlich, okay, du kannst heute die Kleidung zum Beispiel in der Freizeit tragen, beim Training, überall kannst du es und so weiter hinbringen. So und dann war das eine Sache. Und dann ist die Idee eben halt jetzt auch, jetzt kommt es und das wäre auch was für dich, dass man oder für dich bzw. für Auszubildende, dass die Auszubildenden alle Unternehmen, es soll ein Aufruf stattfinden. Das ist so die Idee, wo man quasi sagt, schickt mal ein Video, stellt euch vor und euren Betrieb und was ihr macht. Und der beste Film wird nominiert oder die festen zwei, drei werden nominiert. Und zu denen man dann auch, da gibt es gewisse Preise oder ich fahre dann zu dem Unternehmen dahin, also die quasi zu motivieren, was zu machen. Also auch stolz darauf zu sein, wo sie arbeiten und das auch zu zeigen. Ja. Rausgehen. So wie du auch sagst, du hast viele Hürden überwinden müssen, vom Inneren her, vom Seelischen halt auch her, die du da nicht mitteilen konntest und so weiter. Und wir müssen…
Max Herrmannsdörfer: diese Sachen eben halt anerkennen. Deshalb sind so Sachen, auf die du jetzt gerade erzählst, glaube ich, ganz, ganz wichtig für die ganzen weiblichen, aber auch Herren, die jetzt alle hier zuhören, wie man durch eine dumme Bemerkung dann doch jemand verletzen kann und teilweise sagt, okay, das lassen wir sein. Jetzt kommen die Frauen raus. Jetzt zeigen wir, dass wir handwerklich auch was drauf haben und alles machen können und es da keine Schränken gibt. Ja, sicher. Und so ein diverser Betrieb ist ja einfach noch mal viel breiter aufgestellt. Und wenn der sich in so einem Video präsentieren würde, dann motiviert es ja auch wieder junge Mädchen und Frauen, sich dort zu bewerben. Wenn die vielleicht sehen, das ist nicht nur ein verstaubter konservativer Betrieb, der von Männern geführt wird. Und es gibt einfach noch zu viele Handwerksstereotypen, die glaube ich junge Menschen damit verbinden. Also da denkt man halt oft an den dicken Handwerker, dem hinten das Bauarbeiterdekultär raushängt und der sich morgens an der Tanke den Unterberg holt. So ist Handwerk nicht mehr. Es ist so viel attraktiver. Und wenn ich jetzt an die Handwerksschwestern Elena und Franzi denke, das ist doch das, was junge Menschen inspiriert. Und man sagt, cool, schau mal, was die können. Eine Klemmnerin, eine Dachdeckerin, wie stark. Und das motiviert dann, das zu sehen. Und ich glaube, du hast vollkommen recht. So ein Wettbewerb ist eine coole Idee, damit genau diese Betriebe, die diskriminierungsfrei und divers sind, sich darstellen können und zeigen, hier ist ein Ort für dich. Wie sind denn deine Erfahrungen jetzt im Handwerk, also in der Zusammenarbeit mit Kunden und anderen Handwerkern, Bauherren, Architekten? Wie reagieren die? Ja, es passiert mir schon wöchentlich, dass ich immer noch gefragt werde, und Sie, machen Sie hier ein Praktikum? Nein. Oder einer hat mal gesagt, so mit dem Blick auf die Mitarbeiter in meiner Runde, sagt er so, toll, und sie darf hier schon richtig mitarbeiten. Dann sage ich, ich bin die Chefin. Sicher darf ich hier mitarbeiten. Also ich weiß nicht, wie alt ich werden muss, dass mir zugetraut wird, dass es mein Betrieb ist, dass ich die Chefin bin und dass ich nicht mehr gefragt werde und dass nicht mehr meine männlichen Kollegen gefragt werden, die jünger sind als ich oder sogar die Praktikanten. Wer hier der Ansprechpartner ist. Hier hat das Team auch nochmal eine Frage, wie gesagt, die es auch jetzt gerade noch zu klären ist. Es halten sich ja viele Klischees.
Max Herrmannsdörfer: über das Handwerk in jeder Werkstatt hängt ein Kalender mit leicht bekleideten Frauen. In der Mittagspause gibt es mal ein Bier aus und so weiter. Wie sieht das in der Praxis aus? Also genau, dass man das immer noch hat. Ich finde, das ist schon irgendwie so ein kleines Schmuddel -Image vom Handwerk. Und ich habe jetzt schon öfter gehört, dass dann in den Betrieben, in denen auch Frauen arbeiten, dann einfach mal Männergesichter aufgeklebt werden oder ... ein Männeroberkörper frei dort hingeklebt wird oder gleichberechtigt eine Frau einen Männerkalender dort hängt. Ich finde, es gehört für mich überhaupt gar nicht mehr dahin, so eine Sexualisierung stattfinden zu lassen. Für mich sowas. Letztes Jahr hat mir ein Vertriebler ein Geschenk, da habe ich gesagt, den kann er gleich behalten. Den hänge ich bei mir sicher nicht auf. Vielen Dank auch. Und jetzt im Rahmen von Miss Mister Handwerk zum Beispiel gab es auch einen Kalender, aber das waren anspruchsvolle Bilder angezogen. auf der Baustelle, die einfach zwölf verschiedene Berufe, zwölf verschiedene Menschen zeigen. Und das kann man ja auch einfach in ein zeitgemäßes Format umwandeln, das man gerne in der Werkstatt hängen hat. Das ist richtig. Jetzt gibt es ja viele Initiativen, Projekte und Organisationen, unter anderem buntes Handwerk, die sich dafür einsetzen, also mehr Frauen im Handwerk zu begeistern. Wie funktioniert das? Ja, Frauen reicht ja noch gar nicht. Also als ich Misshandwerk geworden bin, habe ich überlegt, was mache ich mit dem Titel? Ich wollte es jetzt jetzt kein Schönheitswettbewerb. Genau, ich wollte gerade sagen, gerade du, die jetzt auch immer wieder, sollte jetzt auf einmal zu so einer, kann man sagen, nicht Misswahl ist es ja. Es ging soziales Engagement, es ging darum, eine Message zu haben und nicht irgendwie einen Titel oder Schärfe zu tragen. Oder sich vorzuführen oder zu sexy aufzutreten und so weiter. Richtig. Und in dem Rahmen, als ich darin teilgenommen habe, habe ich gedacht, wenn ich die Möglichkeit bekomme, eine Plattform zu haben, über Dinge zu sprechen. Über was möchte ich denn eigentlich sprechen? Und natürlich wäre es naheliegend gewesen, nur über Frauen im Handwerk zu sprechen. Aber ich dachte mir, es ist ziemlich offensichtlich, dass ich eine Frau bin, die im Handwerk ist und habe gemerkt, es ist mir zu eindimensional, nur über Frauen zu sprechen. Es gibt so viel mehr Menschengruppen, die einfach auch marginalisiert sind, die aufgrund von irgendeinem Faktor in der Gesellschaft zu wenig wahrgenommen werden.
Max Herrmannsdörfer: Und deshalb habe ich gesagt, wir wollen uns mit den sieben Dimensionen von Vielfalt beschäftigen und habe gemeinsam mit Freunden die Initiative Buntes Handwerk ins Leben gerufen. Also das steckt, steckte damals noch in den Kinderschuhen. Und ja, wir setzen uns dafür ein, dass man sichtbare Vielfalt im Handwerk spürt, lebt und sieht. Und wir wollen Betrieben zeigen, was für eine Chance darin steckt, sich diverser zu gestalten. Und unseren Startschuss hatten wir letztes Jahr auf dem Christopher Street Day in Köln, vor 1 ,4 Millionen Menschen. Diesen Truck haben wir liebevoll in drei Tagen zusammengebaut. Und am Ende waren wir über 100 Handwerkende, die dort zum ersten Mal ein Zeichen gesetzt haben und eine Benchmark fürs Handwerk. Genau. Welche Vorteile verspielen Handwerksbetriebe, die ein Team nicht vielfältig aufstellen, beziehungsweise nur auf Männer im Team setzen? Das ist ja... ja. Gibt es meist immer noch viele, die dann wirklich auch Frauen gar nicht einstellen noch immer? Ich bin der Meinung, dass Fachkräftemangel ein hausgemachtes Problem ist. Und ich bin der Meinung, wir könnten so viel machen, wenn wir einfach unsere Werkstatttüren für alle aufmachen. Also erst mal vor der eigenen Kür. Nicht immer nur Complain bzw. sich beschweren. Die Politik ist nicht, das ist nicht und das brauchen wir nicht. Einfach Offenheit zeigen. man sagt immer Handwerker, Handwerker, ist ja dann doch. Aber da müsste man Handwerkerinnen. Ich würde mich einfach freuen, wenn wir über alle Menschen sprechen könnten. Über Menschen mit Behinderung, Menschen mit Fluchthintergrund, über Altersdiversität, soziale Herkunft, soziale Identität. Lohnt es sich, einen Beruf im Handwerk zu erlernen, insbesondere für Frauen, die das sehr nicht in Betracht gezogen haben? Ja, absolut. Ich meine, es gibt nichts Schöneres, als am Ende des Tages zu sehen, was du mit deinen eigenen Händen geschaffen hast. Ich frage mich halt immer, wo könnte man ansetzen, klar irgendwie Lösungen zu schaffen? Und jetzt mache ich ja nicht nur klassische Kirchenmalerarbeiten, sondern auch normale Malerarbeiten. Und im letzten Jahr habe ich eine Hauptschule, eine Realschule und ein Gymnasium renoviert. Und was mir da aufgefallen ist, Ralf, ist, dass halt die Hauptschule top ausgerüstete Werkstätten hat. Eine Metallerwerkstatt, eine Holzmerkstatt, eine Malerwerkstatt.
Max Herrmannsdörfer: Da wird noch gebaut und gebastelt. Jetzt habe ich Abitur gemacht und ich kann dir sagen, nach 13 Jahren zur Schule gehen, hat das letzte Mal Werken bei mir in der vierten Klasse stattgefunden. Und wenn es nicht in die Köpfe von den Jugendlichen kommt, wie toll das ist, was mit seinen Händen zu schaffen. Und wenn es nur an der Hauptschule stattfindet, dann verstehe ich, dass man darauf nicht kommt. Weil wenn die Eltern vielleicht Akademiker sind und die Kinder sagen, meine Eltern machen irgendwas im Büro, wo soll ich denn überhaupt? die Schnittstelle finden, dass ich auf die Idee komme, Handwerkerin zu werden. Ich muss es doch irgendwo mal gesehen haben, erlebt haben. Und wenn ich auf Berufsinfo -Messen gehe, wo ich einen Stand habe, dann lasse ich die Jugendlichen auch immer was selber machen, zum Beispiel einen kleinen Bilderrahmen vergolden oder so, dass sie den mit nach Hause nehmen können, weil man dann dieses Gefühl, was ich ja jeden Tag habe, dass ich Fortschritt auf der Baustelle sehe, dass ich sehe, wie ein Projekt weiter und weiter wächst und ich am Ende eine Kirche wieder komplett in Stand gesetzt habe. Und das kann ich da im Kleinen zeigen an einem Bilderrahmen, den Sie mit nach Hause nehmen können und sehen, wie schön es ist, was mit seinen Händen zu schaffen. Also ich habe mal eine Bekannte und die mit ihren Kindern allein, Single und so, und in Wohnung und die sind umgezogen und dann hatten wir mal angerufen und haben gesagt, wie geht es euch? Und machten mal Facetime. Ich sag, was steht da hinten dafür? Was machst denn da hinten? Schraubenzieher, Bohrmaschine, dies und jenes. Und dann sagt sie, ich mach die Regale hier gerade. Ich sag, wie die Regale. Ja, ich sag, die bauen mir das alles gerade zusammen. Wo kann man das her? Aber das ist so in einem immer drin, dass es immer nur Handwerker sein soll, dass wenn auf einmal eine Frau einen Schrank zusammenbaut oder in deiner Position jetzt auch, Kirchmalle, da siehst du, wie weit wir das noch alles machen können. Ja, da würde ich einhaken, weil da würde mich interessieren. Ich habe gelesen, dein Vater ist ja... Schlosser gewesen. Richtig. Und jetzt würde mich natürlich interessieren, für dich das Thema ist jetzt ja hier Frauen im Handwerk. Wie bist du denn sozialisiert worden? Was hat deine Mutter für ein Bild für dich in deiner Kindheit, Jugend? Also Mutter hat, Mutter war Schuhverkäuferin, die war im Einzelhandel und hat dann später auch bei Blaupunkt am, ja, die haben die auf Akkord immer so vier, fünf Stunden.
Max Herrmannsdörfer: Radio Sachen eingebaut und gemacht. Sie hat Einzelhandelskaupung gelernt, war in der Richtung Vater war Schlosser Schweißer, Leverkusen hier, neuer deutscher Meister. Also der hat da für die gearbeitet. Ich bin Einzelkind und aber nicht schon verwöhnt, aber ich konnte immer teilen. Das muss ich auch noch dazu sagen. Und dazu kommt, dass ich erst mal vor meinen Eltern gelernt habe, schon mal nicht Vorurteile zu haben gegenüber Menschen, sondern ich sage immer, die muss erst mal kennenlernen, egal welche Hautfarbe, welche Religion da war, ob einer, was ihn sexuell antreibt, in welche Richtung auch immer. Es ist alles der Mensch an sich und was er vertritt und warum er das macht und weshalb, sich eine eigene Meinung zu bilden und Ja, und nicht wie wir immer vieles machen und einfach so was daher sagen, wie es dir auch passiert ist. Und das einfach so daher sagen, ist nun mal eben, kann auch dann sehr verletzend sein. Ich habe ja auch eine Sportart gemacht, Bodybuilding, die vor 30, 35 Jahren, da haben sich ja noch nicht mal die Leute das Wort Bodybuilding groß auszusprechen. Die haben gesagt, ich mache ein bisschen Fitness oder ich mache Krafttraining. Ja, und warum? weil man sich auseinandersetzen musste dann wie Bodybuilder, die können doch das nicht und die schlucken doch und die haben gar nicht die Kraft und die machen dieses und jenes. Die Vorurteile sind total ähnlich zum Handwerk. Sind ähnlich, so. Und dann bist du erst mal als Junge von 18, 19 oder so, 20, ich kam aus einem Schwimmsport und so und dann macht es klar, dann hast du auf einmal eine Randsportart, die auf einmal belächelt wird oder die gar nicht akzeptiert wird. Aber du selbst findest da sehr viel Passion und Leidenschaft, vor allen Dingen in anderen Ländern wie Amerika oder sonst wo. Und hier wird es dann heruntergemacht. Ja, ich glaube, man denkt einfach irgendwie, der hat seinen Arm, aber nicht im Kopf. Ja, das ist ja immer so. Wie Sie immer da sagten, ja, blond, immer nachfragen, diese typischen Sachen immer eben halt. So, und dann lernst du irgendwann aber dann dich dagegen aufzubeugen und zu sagen, nee, so ist es nicht. Und dann gehst du auch in Diskussion.
Max Herrmannsdörfer: und sagst nicht, ich bin nicht fit und mit Kraft treten, ich mache Bodybuilding. Ich bin das, ich bin der Mr .Universum, ich habe das gewonnen. Ich habe auch die ersten, also vom IOC, vom Olympischen Verband, gab es dann nachher also die Tests auch für die Wettkämpfe. Ich habe in Tokio, in Japan damals 1986, und war dann auch gar nicht da, da habe ich den Weltmeistertitel gewonnen. Und dann kam ich auch nach Deutschland und haben gesagt, ja, dann wollte ich doch mal ins Sportstudio unbedingt. Und dann sagten die, ja, das ist nichts für uns, das ist Sportstudio. Wie viel machen Bodybuilding? Aber ich sag, sie machen auch über Segelfliegen, berichtigen sie ja auch. Und wie viele Segelflugzeuge sehe ich am Himmel? Auch nicht so viele. Aber ich habe mich aufgegeben. Ich bin dann zur ARD gegangen, da gab es dann die Sportschau. Und zwischen Weihnachten, Neujahr ist ja immer eine Pause mit dem Fußball. Und da wurde ich eingeladen, eine ganze Stunde. Die hatten damals 14, 15 Millionen Zuschauer. Also hatte ich nicht da aufgegeben und mich... abblenden lassen, sondern bin dann eben einen Schritt weiter gegangen. Und das ist auch mal vielleicht Wissen, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer wissen, dass man erst mal seine Träume, die man hat und die immer wieder kommen, sie auch verwirklichen soll und dafür kämpfen soll oder auch dran bleiben muss. Dass jeder, der erfolgreich ist, ob Schauspieler, Künstler, Sportler, in deinem Falle dein Beruf, die haben viele Neins erlebt und mussten so manche Sachen hinnehmen. Aber wichtig ist, dass die nie aufgegeben haben und dass du nie aufgegeben hast. Absolut. Sondern immer an dich geglaubt hast und an deine Leidenschaft und Passion. Und das ist auch wichtig für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer. Träume, die ihr habt, verwirklichen. Die kannst du aber nur verwirklichen, wenn du dich selbst nicht verrätst, sondern selbst an die Sache glaubst und rausgehst und dafür kämpfst. Und nur so geht's. Ja, und ich glaube, jeder hat auch schon mit Absagen zu kämpfen gehabt. ja, mehr Nein's. Du erlebst ja mehr Nein's als Ja's. Man braucht manchmal einen langen Atem. Und auch an alle, die frustriert sind und Bewerbungen schreiben und bekommen nur Absagen und werden nicht mal eingeladen. Weiter machen. Absolut. Wenn du auf die Schauspielerei gehst von Schauspielern, wie Kyrgyz, George Clooney, die können dir das alles erzählen, wie oft sie Sachen angefangen haben oder am Weg geschickt wurden oder 60, 70 Castings gemacht haben.
Max Herrmannsdörfer: Aber die hatten nie aufgegangen, ging immer wieder hin. Genauso wie beim Training. Fitness ist ja auch ein wichtiger Faktor. Disziplin vor allem. Du bist ja gerade auf dem Kirchturm oben gewesen und bist ja da was, du stehst da nicht und guckst, sondern du arbeitest da. Ja und ich hab auch meine Eimer noch links und rechts da hoch. So, das heißt, du musst über eine gewisse Fitness trainieren. Findest du die Zeit, was zum Beispiel im Fitnessstudio oder geht mal hin. Man kann viele Sportarten machen, aber das Bodybuilding, das Muskeltraining, das Krafttraining, das ist ganz wichtig. Das stößt Myokine aus, steckt ein Immunsystem enorm. Und gerade was du berichtest, als du das schön erzählt, wenn man da draußen ist, in der Natur, in der Freiheit, wenn man atmet, wenn man was schafft, das ist ja auch was Tolles, was Schönes. Und dann... müssen auch und ich glaube, das erlebt man auch, dass viele Jugendliche mittlerweile auch trainieren oder wie hältst du dich für? Ja voll, also meine Mitarbeitenden, die gehen alle ins Fitnessstudio. Ich muss sagen, ich habe ja immer nicht so lange die Motivation dafür, alleine für mich Sport zu machen. Ich bin eher so jemand, der gerne in der Gruppe so eine Gruppdynamik spürt. Zum Spinning, ich gehe gern zum Yoga, ich mache gern ausgleichende Sportarten zu einem doch auch körperlich anstrengenden Beruf. Ja sicher, das ist es ja. Wie es immer. wieder erzählt, auch mit dem Sport zu beginnen, ob man nun nicht nur, wenn man jung ist, dann ist man nicht nur gesund, nur wenn man jung ist, sondern viele, die in den 40er oder 50er, 60er heute sind oder 70 und darüber hinaus. Ich erlebe im Fitnessstudio 80 -Jährige, die sich bewegen, die eine tolle Haut haben, die trainieren, ob Frau, ob Mann, man sieht das immer wieder. Also die richtige Ernährung, also 70 Prozent. kombiniert mit einem Training. Gibt ja auch Selbstvertrauen, gibt ja auch die Kraft und vor allen Dingen im Alter mobil zu bleiben. Auch ganz, ganz wichtig. Meine Mutter ist 88, die ist im Pflegeheim, aber die geht mit dem Roller und dann sehe ich den eines Tages auch einen Nachbarn von ihr. Die gingen so daher. Ich sag, darf ich Sie fragen, wie alt Sie sind? Sie sagt, ja 79. Ich sag, Sie bewegen sich ja wie eine 40 -jährige. Das ist ja wahnsinnig. Was haben Sie gemacht?
Max Herrmannsdörfer: Dann sagt sie Ja, ich habe natürlich auch immer was getan im Leben, sportlich als auch mich immer gut ernährt. Was habt ihr gegessen? Ja, ich habe weniger Fleisch. Ich habe mehr vegan vegetarische Sachen auch gegessen, aber auch mal was Fleischiges, sagt sie, wenn es mir war. Aber so vom Training und von allem her sagt sie und die ist das ist Fett. Also wer jetzt in Zukunft plant, nicht die Zeit mit 60 und 70 und 80 im Wartezimmer vom Arzt zu verbringen, der sollte auch ein bisschen was für seinen Körper tun und so weiter. Absolut. Ja, ich kann dir sagen, also Statistiken sagen auf jeden Fall, dass Handwerkende eine der gesündesten Berufsgruppen sind, weil die in Bewegung sind und bleiben. Und auch bis ins hohe Alter. Ich habe da noch mal eine Frage. Wenn du eine Sache sofort ändern könntest, dem Handwerk zu helfen, welche wäre das? ganz klar Diversity -Workshops anbieten für Betriebsinhabende und Mitarbeitende, damit überhaupt erst mal diese Barrieren aufgeweicht werden. Brauche ich eine zweite Toilette, wenn sich jemand Weibliches bewirbt? Brauche ich eine dritte Toilette, wenn sich jemand Diverses bewirbt? Warum habe ich überhaupt so viele Fragezeichen, wenn ich nicht einfach einen Mann einstelle? Kann ich diese Fragen vielleicht einfach klären? Kann ich solche Weichenfaktoren einfach bearbeiten? Und wie kann ich das schaffen? dass Betriebe sich öffnen für alle Menschen. Das würde ich gerne machen, da würde ich gerne hingucken und ich glaube, das würde eine unmittelbare Veränderung mit sich bringen. Ja, dann kann ich nur sagen, toll. Du bist eine tolle Frau, tolle Ausstrahlung. Danke dir. Und ich hoffe, du wirst noch, wir werden noch viele Kirchtürme und viele andere Sachen bewundern können, an denen du hilfst, die zu restaurieren, daran zu arbeiten. Und man sieht dieses Leuchten in deinen Augen, diese Passion und Leidenschaft. Sag du mir noch, würdest du, ich muss jetzt unbedingt noch wissen, wenn du jetzt zum Beispiel einen Klempner -Auftrag hast, zu Hause, bei dir wird irgendwas fehlen, würdest du eher einen Klempner oder eine Klempnerin beauftragen? Könntest du dein Mindset so umschwitchen, dass du beiden das gleiche zutraust? Ja, sicher. Ich habe selbst zwei Töchter, die im Berufsleben sind und so weiter.
Max Herrmannsdörfer: Wenn deine Frau kommt, kommt deine Frau hin. Also ich bin ihm glücklich. Also ich sag mal so, heute sollte man glücklich sein, dass überhaupt jemand kommt. Weil wir erleben ja das jetzt schon, dass Leute teilweise viel länger warten als geplant. Und ich würde mich auch, nein, ich hab da. Du hättest ja nicht Angst, dass du am Schluss zusammen mit der unter der Spüle liegst den Tropfen im Wasserhahn. Nein, nein, nein. Weil du denkst, du musst dir helfen. Nein, überhaupt nicht. Weil die schaffen das. Ich meine, wenn man behilflich sein kann, warum nicht, wenn was passiert? Aber ansonsten traue ich den Frauen viel zu. Und ich habe sehr viele starke Frauen kennengelernt und I look forward to promote das weiter und dass diese ganzen Sachen, von denen wir uns unterhalten haben, dass dieses Podcast ist ja auch wichtig dafür. was wir heute gehört haben, auch von dir und von deinen Erlebnissen, dass das auch Sinn macht und dass das die Leute verstehen und hören. Also du bist herzlich eingeladen, auch bei mir ein Praktikum zu machen, wenn du es schaffst, dich in 30 Meter Höhenluft zu begeben. Du kannst ja mal ein Video schicken. Das wäre doch mal was für Motivation und Handwerk. Und ansonsten würde ich dich gerne in München oder in Köln zum Christopher Street -Tele einladen, wenn du sagst, lass uns gemeinsam das Handwerk bunter und diverser gestalten. Absolut. würde ich mich riesig freuen. Danke. Reif ich danke dir. Super. Hat mir Spaß gemacht. Dankeschön. Motivation Handwerk verstehen ist eine Produktion der Deutschen Handwerkszeitung und des Handwerkerradios. Eine neue Folge hörst du am 4. Juni überall dort, wo es Podcasts gibt. Dir gefällt, was du hörst? Dann folge uns, lass einen Like da oder bewerte uns mit fünf Sternen.
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